Land, Besitz und Commons





Milica Tomić, Flowers (Not) Worthy of Paradise, 2021





Abdelrahman Elbashir, Planting a Stone, 2021 (Aktion während der Eröffnung)



Anastasiia Kutsova, Flowers are (Not) Here, 2021

© Gisela Erlacher, Joanna Pianka, Milica Tomic



Milica Tomić (1)
Flowers (Not) Worthy of Paradise, 2021
Installation, Gefäße, Pflanzen und Samen von Palmen

Der Semmering ist mehr als nur eine Kulisse. Beim Blick auf die Landschaft überschneiden sich die Motive. Die Natur, die sich um den Semmering schmiegt, ist erhaben, geschichtsträchtig, postkartenartig. In Flowers (Not) Worthy of Paradise beschäftigt sich Milica Tomić mit Verhältnissen zwischen denen, die kamen, und denen, die gingen. Wer wurde vertrieben und wessen Land wurde besetzt? Die Installation blickt dabei auf den Garten als eine Form des Widerstands gegen koloniale Barbarei und erzwungene Akkulturation. Tomić lenkt den Blick vom Semmering auf die Welt.
Auf Einladung von Milica Tomic führte Abdelrahman Elbashir die Aktion Planting a Stone („Einen Stein pflanzen“) während der Eröffnung der Ausstellung Land, Besitz und Commons vor: Er vergrub auf einer Wiese einen Grenzstein. Hintergrund von Elbashirs Performance sind seine Recherchen über die materialisierte Entstehung des Politischen aus der Agrarlandschaft im heutigen Sudan durch die Geschichte relationaler Systeme im Kontext der britischen Besatzungsherrschaft. Die Performance am Semmering bezieht sich auf den britischen Dokumentarfilm „They Planted a Stone“ aus dem Jahr 1953, der "die Ankunft des ersten europäischen Menschen im Anglo-Ägyptischen Sudan zeigt, den die Bevölkerung jemals einen Grenzstein setzen sah". Jener Moment markierte eine neue Epoche eines radikalen Wandels. Die Gezira Ebene wurde zu Zentralsudan transformiert und mit der größten Bewässerungsanlage Afrikas ausgestattet. Parallel dazu liest Elbashir die Geschichte des Semmering als eine Geschichte der menschlichen Eingriffe in eine Landschaft. Elbashirs Recherche ist derzeit in der Annenstraße 53 in Graz als Teil von Land, Besitz und Commons zu sehen.
Auf Einladung von Milica Tomic erarbeitete Anastasiia Kutsova einen Beitrag zu Aspekten der ukrainischen Post-Sowjetrealität von kommunalen Gärten (ZHKH), die in den sozialistischen Wohnbaukomplexen als "soziale Formen" eingebettet sind.

Abdelrahman Elbashir
* 1994 in AL DAMAZIN, Sudan, studiert am IZK an der TU in Graz

Anastasiia Kutsova
*1995 in Dnipropetrovsk, Ukraine, studiert am IZK an der TU in Graz

Milica Tomić, 1960 in Belgrad geboren, lebt in Belgrad, Graz und Berlin. Studium der Malerei an der Universität der Künste in Belgrad. Seit 2014 ist sie Leiterin des Instituts für zeitgenössische Kunst (Fakultät für Architektur) an der Technischen Universität Graz. Ihre künstlerische Praxis bewegt sich zwischen Fotografie, Video, Installation, Performance und gesellschaftspolitischem Engagement. Ihre Arbeiten versuchen Themen im Zusammenhang mit politischer und wirtschaftlicher Gewalt, Trauma und sozialer Amnesie zu erforschen, aufzudecken und in die öffentliche Debatte einzubringen. Sie ist Gründungsmitglied der Grupa Spomenik (2002), die versucht, den Kriegen und der Auflösung Jugoslawiens ein Denkmal zu schaffen und den Staat an seine Verantwortung für Kriege, Flüchtlinge, terrorisierte Zivilisten und den Völkermord an den Bürger*innen der Staaten, die sich von Jugoslawien abgespaltet haben, zu erinnern. Ihre Arbeiten wurden in internationalen Institutionen wie der Whitechapel Gallery, London, dem Museum für zeitgenössische Kunst Belgrad, Galerie Taxispalais, Innsbruck u.v.m. ausgestellt. 2003 bespielte sie den Pavillon von Serbien und Montenegro bei der 50. Biennale di Venezia.
www.milicatomic.wordpress.com