Land, Besitz und Commons
© Gisela Erlacher


Taus Makhacheva (14)
Tightrope, 2015,
58 min. 10 sec., Video, Farbe, Sound

Zwischen zwei Felsspitzen bewegt sich ein Seiltänzer langsam voran, nach vorne, über die Schlucht. Aus der Ferne sieht es aus, als würde er schweben. Anstelle eines Spazierstocks oder einem Geländer werden Kunstwerke benutzt, um die Balance zu halten. Im Hochland des Kaukasus werden die Arbeiten von einer Seite zur anderen transportiert. Sie sind gerahmt, hintereinander gestapelt, wie in einem Lagerhaus ohne Wände. Die Videoarbeit Tightrope von Taus Makhacheva thematisiert durch Bezugnahme auf die alte dagestanische Tradition des Seiltanzens, den kulturellen Umbruch der Republik Dagestan sowie den der Kunstinstitutionen und Sammlungen vor Ort. Auch am Semmering finden sich ähnliche Felsformationen. Vorsprünge aus Stein. Die Kulisse tritt auf diese Weise in einen inhaltlichen Dialog mit dem Seiltänzer, der sich in Gedanken zwischen den Steinvorsprüngen weiterbewegt, den Rahmen des Videos verlässt. Was könnte er hier balancieren?

Taus Makhacheva, 1983 in Moskau geboren, studierte Bildende Kunst am Goldsmiths College und am Royal College of Art in London. Obwohl sie in Moskau geboren wurde, stammen Makhachevas kulturelle Wurzeln aus Dagestan, was sich oft in ihrer künstlerischen Praxis niederschlägt. Sie arbeitet mit verschiedenen Medien, darunter Installationen und Performances, ist aber vor allem für ihre Videos bekannt, in denen sie oft Vorstellungen von Wahrheit in Bezug auf kulturelle Authentizität und Assimilation nach der Sowjetisierung Dagestans erforscht. 2016 erhielt sie den Kandinsky-Preis Young Artist. Project of the Year für Super Taus (Makhachevas Superhelden Alter Ego). Ihre Arbeiten wurden weltweit in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, so u. a. in der Tate Modern (London), auf der 57. Biennale di Venezia, auf der Manifesta 12 (Palermo), im Centre Pompidou (Paris) und im Garage Museum of Contemporary Art (Moskau).
www.tausmakhacheva.com