Fatih Aydoğdu, "Klavier [un]translatable“, Fotos © Christian Wachter
Fatih Aydoğdu

"Klavier ([un]translatable)“, 1984/2013

Für die beim ehemaligen Arbeitsplatz W. H. Audens installierte Arbeit "Klavier ([un]translatable)“ transformierte Fatih Aydoğdu der Literatur und der Musik eingeschriebene Begriffe wie Sprache, Maß, Musikalität, Rhythmik und Klang in eine Form der visuellen Poesie. Er verband die historische Hardware eines Schriftstellers und die eines Musikers zu einem Instrument. Die Assemblage aus der Tastatur einer alten Schreibmaschine und eines Notenständers ist einer Collage aus einer alten Druckplatte und einem Gedicht Aydoğdus aus dem Jahr 1984 gegenübergestellt. Auf der Wand kann man je nach Beleuchtung und Tageslicht den Schatten der runden Tasten und des Notenständers als abstraktes veränderliches Bild sehen. Für das Gedicht bediente sich der Künstler der Grammatik und des Klangs der türkischen Sprache. Der Text jedoch ist nicht eindeutig lesbar. Er besteht aus erfundenen und zusammengesetzten Wörtern, die sich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Begriffe und Konnotationen verbinden lassen. Je nach Disposition der lesenden Person kann sich also eine andere Narration ergeben, je nach unterschiedlicher Assoziation erzeugt die Sprache andere Bedeutung und andere Bilder.

In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt sich Fatih Aydoğdu unter anderem mit Sound- und Zeichensystemen. Sprache und Musik werden dabei als komplexe Systeme dargestellt, die der Künstler auf mehreren Ebenen, auf einer linguistischen wie auf einer soziologischen, parallel untersucht. In einer Vielzahl von formalen Annäherungen — von Objekten, Sound- und Videoinstallation bis hin zu Zeichnungen — geht Aydoğdu als bildender Künstler, Designer, Soundartist und Kurator sozialpolitischen Fragestellungen der Medienräume und Medienästhetiken, der Identitätspolitik sowie der Migration nach.
(Cornelia Offergeld)