Annette Stahmer, "A ist blau", "Synästhetische Bilder",Fotos © Christian Wachter
Annette Stahmer

"A ist blau" (2009)
"Synästhetische Bilder" (2010/2013)

Die Arbeiten der Berliner Künstlerin und Typografin Annette Stahmer beschäftigen sich mit dem Thema Sprache, mit der Beziehung von Stimme und Schrift, dem Akt des Schreibens, Schrift als Erinnerungsspur, Palimpsesten und Synästhesie. Sie ist besonders an der "Materialität von Sprache" interessiert und untersucht dieses Thema in Videos, Soundprojekten, Photogrammen und verschiedenen Formen per-formativer Tagebücher. In den ausgestellten Arbeiten beschäftigt sich die Künstlerin mit der Synästhe-sie ihrer Mutter, die innerlich Farben sieht, wenn sie bestimmte Vokale hört. Das Video "A ist blau" (2009) zeigt sie an ihrem Schreibtisch, an dem sie in einer Art Selbstgespräch versucht, die innerlichen Farben zu beschreiben, die bei der Aussprache verschiedener Wörter entstehen, sie zu malen und damit zu materialisieren und auf das Papier zu bannen.

Die Soundarbeit "Synästhetische Bilder" (2010/13) führt diesen Gedanken fort, wobei die Bilder hier nicht auf dem Papier, sondern allein im Kopf des Zuhörers gebildet werden. Zu hören ist die Stimme der Synästhetikerin, die traumhafte Bilder oder Szenen zu beschreiben scheint, deren Farbgebung aber allein durch den Klang der Sprache generiert werden, wie beispielsweise: "Die Nacht … die Nacht … die Nacht ist durchsichtig blau. Der Mond ist schwarz. Der Nebel … der Nebel ist weiß. Der See ist weiß. Der Garten … der Garten … ist hellblau. Das Haus … das Haus ist blauschwarz (…)"

Im Mittelpunkt beider Arbeiten steht die Sprache, die der inneren Logik der Synästhesie folgend, nicht nur der Beschreibung der Phänomene dient, sondern selbst zu einer Art Material wird, die eine Farbe und eine Konsistenz annimmt und damit in dem Zuhörer poetische, fast surreale Bilder hervorruft.
(Cornelia Offergeld)