Marcel Broodthaers, "Interview with a Cat",Fotos © Christian Wachter
Marcel Broodthaers

"Interview with a Cat", 1970

In "Interview mit einer Katze“ treibt Marcel Broodthaers sein subversives Spiel mit der Sprache auf die Spitze und lässt uns unmissverständlich wissen, dass es nicht die Aufgabe des Künstlers sei, Antworten zu geben. Vielmehr geht es für ihn um ein konsequentes Infragestellen. Broodthaers stellt einer Katze Fragen zur Malerei, zum Museumsbetrieb oder zum Kunstmarkt oder er möchte wissen, ob ein bestimmtes Bild innovativ sei oder nur akademisch. Schließlich wandelt der Interviewer den von Renée Magritte 1929 im Bild "La trahison des images“ ["Der Verrat der Bilder “] formulierten Satz "Ceci n’est pas une pipe“ ["Dies ist keine Pfeife“] in "Ceci est une pipe“ [Dies ist eine Pfeife] um, wiederholt sich immer wieder in anderem Tonfall, um sich jeweils gleich zu widersprechen: "Ceci n’est pas une pipe“. Die Katze, die die Rolle des Künstlers spielt, antwortet naturgemäß in Katzensprache. Das "Interview mit einer Katze“ nahm Marcel Broodthaers 1970 in seiner Düsseldorfer Zeit, in dem von ihm errichteten Musée d'Art Moderne, Département des Aigles auf. Es steht in der Folge einer Reihe fiktiver Interviews (wie "Interview Imaginäre de René Magritte“ oder "Interview Imaginäre de Marcel Lecomte“, beide 1967), in denen Broodthaers die Rolle des Interviewers spielte.

Marcel Broodthaers erhob den Museumsbetrieb, die gesellschaftliche Bedeutung des Museums und den Kunstmarkt zum Gegenstand seiner kritischen Reflexionen und beschäftigte sich mit den Bedingungen von künstlerischer Produktion und der Rezeption von Kunst. Gleichzeitig entwickelte er die von René Magritte aufgeworfene Frage nach den Widersprüchen zwischen Worten und Bildern und nach dem zwischen Selbst- und Objekterkennung hin und her geworfenen, noch vollkommen der Romantik verhafteten Subjekt der Moderne weiter.
(Cornelia Offergeld)