Jonathan Quinn, "Two Similar Chairs“, Fotos © Christian Wachter
Jonathan Quinn

"Two Similar Chairs“, 2013

Mit der Arbeit "Two Similar Chairs" erinnert Jonathan Quinn in einer poetischen Geste an die nicht mehr anwesenden beiden Bewohner des Hauses, Wystan H. Auden und dessen Arbeits- und Lebenspartner Chester Kallmann. Jonathan Quinn verspannte Fäden im Raum zu einer Skulptur, die die Umrisse von zwei Fauteuils nachzeichnet. Beim Betreten des Raumes tasteten die Augen die Fäden vorsichtig ab. Sie erkennen nur langsam feine Umrisse. Die Erinnerung an schon Gesehenes eilt zu Hilfe. Diesem Prozess, der zwischen der Wahrnehmung der Fäden und dem Erkennen der Möbel liegt, gilt Quinns Interesse.

Die Beschäftigung mit Modernismus, industrieller Standardisierung und Massenproduktionen wie auch der Prozess der Wahrnehmung sind grundlegend für Jonathan Quinns künstlerische Arbeit, in der die Fadenverspannungen seit Ende der 1990er Jahre einen zentralen Werkblock darstellen. Die ortsgebundenen Skulpturen entstehen aus roten und durchsichtigen Acrylfäden, die sich gegenseitig nur durch Knoten und durch unterschiedliche Arten von Gewichten - meist industrielle Produkte - halten. Die Gebilde erinnern an flüchtige Notationen im Raum, Skizzen von Mobilar, dessen Masse aufgelöst ist oder auch an Sprache, die Dinge nur umreißen kann. So erscheint es nur folgerichtig, dass die Fäden nach den Ausstellungen vom Künstler zu kleinen Skulpturen in Knäuel-Form zusammengestopft werden. In einem poststrukturalistisch-linguistischen Kontext kann man die Skulpturen als Analyse von Zeichen, Sinn und Bedeutung verstehen. Doch sollte dabei nicht übersehen werden, dass Jonathan Quinns Fädenverspannungen Dekonstruktion und Konstruktion zugleich sind. In ihrer Fragilität und Flüchtigkeit stellen sie eine eigene Wirklichkeit her, die sich der Alltagssprache entzieht und jenseits von der Frage nach Bedeutungsansprüchen Objekte in Stille verwandeln.
(Cornelia Offergeld)