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© Barbara Holub, Innenhofobjekt bei einer Wohnhausanalage, Krems/Weinzierl, 1994, Foto: Kloser/Pointner


© Karl-Heinz Klopf, Platz bei Wohnhausanlage, Hollabrunn, 1994-2014, Foto: Karl-Heinz Klopf, 1994


© Karl-Heinz Klopf, Platz bei Wohnhausanlage, Hollabrunn, 1994-2014, Foto: Kloser/Pointner, 2014



Franziska Leeb
Mehr Kunst im Wohnbau, bitte!
Wenn ein Virus dazu zwingt, zu Hause zu bleiben und die Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung limitiert sind, erfährt das gute alte Spazierengehen ohne Ziel wieder eine Renaissance. Kein Spielplatz, kein Museum steht zum Zeitvertreib offen, um zwischendurch ohne viel Aufwand an die frische Luft zu kommen, schlendern wir also durch die Stadt. Das ist zunächst unglaublich fad für einen Elfjährigen, der dann allerdings von sich aus beginnt, aus der Not eine Tugend zu machen und mangels anderer Ablenkungen und Attraktionen das Stadtbild kommentiert. Wir „lesen“ Fassaden, lästern über Scheußlichkeiten und es tauchen viele Fragen auf. Zum Beispiel jene, wer entscheidet, ob ein Wohnhaus mit einem Kunstwerk ausgestattet wird und ob Kunst dann kommt, wenn es der Architektur an Schönheit mangelt. Den Anlass für die Frage bieten Gemeindebauten aus den 1950er-Jahren. Denn sie sähen zwar – im Vergleich zu den Häusern aus der Gründerzeit oder der Zwischenkriegszeit – ärmlich aus, befindet das Kind, aber „es gäbe wenigstens überall Kunst“, was bei den meisten neuen Wohnhäusern nicht mehr so sei. In der Neustiftgasse entdecken wir zum Beispiel ein Fassadenmosaik, auf dem wir von Schiffen über die Eisenbahn bis hin zu Flugzeugen verschiedene Transportmittel und Menschen unterschiedlicher Hautfarben erkennen. Leicht ist dechiffrierbar, dass es sich um eine Darstellung von weltweiten Verflechtungen handeln muss, eine schlichte Veranschaulichung der Globalisierung aus einer Zeit, als der Begriff noch nicht in aller Munde war, als Phänomen aber bereits seit einem Jahrhundert vorhanden war und die Welt verändert. „Welthandel“ ist der Titel des Fassadenbilds von Josef Stoitzner-Millinger aus dem Jahr 1956 finden wir zu Hause heraus und hören parallel dazu in den Nachrichten, wie sehr Covid-19 den globalen Handel derzeit ins Wanken bringt. Ein Stück weiter, aus der gleichen Zeit, ein Fassadenmosaik von Walter Behrens „Das Zelt des Kara Mustapha“. Das ist zwar nie dort gestanden, aber gibt Anlass sich zu erinnern, was man in der Volksschule über die Zeit der Osmanenkriege gelernt hat. Und so geht es weiter durch den Bezirk und sein Freilichtmuseum an den Wänden der Wohnbauten. (...)
Der ganze Text ist hier nachzulesen ...

Zu den Referenzprojekten:
Barbara Holub, Krems-Weinzierl, 1994
Karl-Heinz Klopf, Hollabrunn, 1994-2014

Kurzbiografie:
Franziska Leeb, geb. 1968 in Hollabrunn/NÖ, lebt in Wien als freiberuflich tätige Architekturpublizistin und -vermittlerin. Sie ist ständige Mitarbeiterin beim „Spectrum“ der Tageszeitung „Die Presse“ sowie bei Architektur aktuell, verfasst Beiträge für internationale Fachmedien und ist Autorin und Herausgeberin von Fachbüchern. Seit November 2019 ist sie Vorsitzende von ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich.