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© Andi Fränzl, 2020


Andi Fränzl
Die Quarantänezeiten bewirkten, dass ich leicht auf mich selbst zurückgeworfen wurde. Ich nutzte diese Zeit, um durch die Gegend zu streifen, Fotos zu machen und neue Blickwinkel zu suchen.
Ich traf auch auf den einsamen „Receiver“ von Manfred Wakolbinger beim ORF Zentrum im Regierungsviertel St. Pölten.
Ich fotografierte die Skulptur von allen Seiten, überlegte ob man die eher unbeachtet wirkende Figur nicht auf den Domplatz transferieren sollte – zumindest für eine Zeit.

Ich traf die Entscheidung, zu akzeptieren, dass die Skulptur an ihrem bisherigen Standort bleiben muss. Die Lösung, die Figur zu spiegeln, empfand ich als gute Möglichkeit, die Einsamkeit zu lindern und sehr passend für diese enthaltsamen Corona Zeiten.

Manche von uns müssen sich, mehr als sonst, mit sich selbst beschäftigen.
Das Spiegelbild, ob beim Skype Meeting oder im Badezimmer, bekommt eine andere, für viele auch eine größere Bedeutung.

Der „Receiver“, das einsame Kunstwerk im an sich schon eher verwaisten Regierungsviertel, sah sich zum ersten Mal selbst – ein aufregender Moment!
„Recieving yourself“ - sich selbst empfangen, reflektieren und womöglich auch auf sich selbst reagieren.

Bei dem zweiten Bild kommen auch die anderen Bauwerke ins Spiel. Auch bei diesem gespiegelten Arrangement merkt man, dass alles plötzlich kompletter wirkt. Die Bauwerke werden eins, durch die Symmetrie wird ein stabiler, optisch sehr ansprechender Zustand hergestellt – eine Verbindung geschaffen.

Das dritte Bild: „Schrei nach Liebe“ könnte der Titel sein.
Das Schild mit den Menschen drauf bedeutet (meines Wissens nach):
„Menschen müssen sich hier versammeln - die Skulptur darf niemals alleingelassen werden!“

Zum Referenzprojekt:
Manfred Wakolbinger, St. Pölten, 2008

Kurzbiografie:
Andreas Fränzls künstlerische Tätigkeitsfelder sind die Musik und die bildende Kunst Ausgangspunkt war das musische BORG in St.Pölten in dem er seine Initialzündung für seine Karriere als Sänger hatte - und auch seine Grafik- und Fotografiekenntnisse vertiefen konnte.
Er besuchte die Universität für angewandte Kunst in Wien, Meisterklasse für Grafik und Werbung und diplomierte im Jahr 2000.
Rund 18 Jahre war er mit dem Vokal Projekt Bauchklang als Leadsänger in Europa, Nordamerika und Indien unterwegs. Neben dem Tourleben baute er den Kunst- und Kulturverein LAMES in St.Pölten mit auf. Es gelang mit dem Kollektiv ein 5h großes brachliegendes Grundstück (=Sonnenpark) als Natur-Freiraum für Kunst und Kultur zu sichern. Andreas Fränzl ist neben der Tätigkeit als Künstler als Kulturarbeiter, Kurator und DJ aktiv.