Isa Rosenberger

© Isa Rosenberger, 100 Jahre Frauenwahlrecht, 2018, digitale Collage, Fotomaterial: Fair Use

Die Bildkommentare von Schülerinnen und Schülern der Schulen BORG Krems und LBS Landesberufsschule Theresienfeld – Marlen Bernleitner, Vivian Braun, Michelle Huber, Ines Kalteis, Martina Korntheuer, Lisa Kristl, Martina Kupcinovac, David Lethner, Aleksandra Mandić, Marco Maurer, Kerstin Moser, Melanie Pammer, Natalie Petz, Kristina Pickem, Dominik Putzenlechner, Antonia Schneeweis, Jennifer Strohmer, Sabrina Ungersböck, Sophia Wolt sowie Julia, Lena, Lena, Luise, Natalie, Paul und Salome –, sind im Rahmen von Workshops zum Thema 100 Jahre Frauenwahlrecht mit Georgia Holz und Isa Rosenberger erarbeitet worden. Hintergrund-Collage: historische Aufnahmen österreichischer Frauenwahlrechts-AktivistInnen aus den Jahren 1911 bis 1918

Isa Rosenberger, 1969 in Salzburg geboren, lebt in Wien. Sie hat an der Universität für angewandte Kunst in Wien und an der Jan van Eyck Academie in Maastricht studiert. Sie arbeitet in unterschiedlichen Medien wie Video oder Fotografie und realisiert Installationen und Projekte im öffentlichen Raum an der Schnittstelle von Kunst und (Erinnerungs-)Politik. 2012 erhielt sie den Outstanding Artist Award für Video und Medienkunst und 2008 den Msgr. Otto Mauer Preis. Sie unterrichtet an verschiedenen Universitäten wie der Akademie der bildenden Künste Wien und der Technischen Universität Wien. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen und bei Festivals im In- und Ausland gezeigt; Einzelausstellungen waren u. a. im Skirball Cultural Center in Los Angeles, im Grazer Kunstverein, im Edith-Russ-Haus für Medienkunst in Oldenburg, in der Secession in Wien, im Österreichischen Kulturforum in Warschau, im Kunstverein Wolfsburg und beim steirischer herbst in Graz zu sehen.
www.isarosenberger.net
Isa Rosenbergers primäres künstlerisches Anliegen sind die Kontextualisierung historischer Ereignisse in unserer Gegenwart, das Nacherzählen von Geschichte und das Hinterfragen gängiger Narrative. Häufig richtet sie den Blick auf alternative Lesarten von Geschichte oder vergessene Geschichte(n), so auch auf jene der FrauenwahlrechtsaktivistInnen in Österreich. Ihr Plakatentwurf führt mittels Montage zwei Ebenen und Zeitlichkeiten zueinander: die historischen Fotografien von demonstrierenden Frauen (und Männern) werden durch aktuelle Wortmeldungen junger Menschen kommentiert. Die Auswahl und Komposition der Fotografien stellt die physische Präsenz und buchstäbliche Körperpolitik der Aktivistinnen in den Vordergrund und erinnert uns daran, wie konsequent und ausdauernd diese streitbaren Frauen ihr Recht einforderten und welchen staatlichen Repressionen, Anfeindungen und Diffamierungen sie teilweise ausgesetzt waren. Wenn auch die österreichische Frauenrechtsbewegung weniger radikal vorging, so standen der Erfindungsreichtum und die Beharrlichkeit ihres Engagements internationalen Mitstreiterinnen wie den Suffragetten um nichts nach. Die Aufnahmen zeigen auch deutlich, dass der Wunsch nach politischer Mitbestimmung Frauen aller Schichten und jeden Alters einte. Ihre Entschlossenheit und Geschlossenheit, mit der sie ihren Forderungen Nachdruck verliehen und in der Öffentlichkeit auftraten, werden auf der Textebene neu kontextualisiert. „Mut, Stärke, Willenskraft, Entschlossenheit und die Hoffnung, etwas verändern zu können“ sind einige der Attribute, die den Demonstrantinnen heute in einem der Kommentare zugesprochen werden, die allerdings von Zeitgenossen wohl kaum geteilt wurde.

Ein essenzieller Aspekt von Isa Rosenbergers Plakatentwurf ist die Partizipation von Schülerinnen und Schülern, mit denen die Künstlerin im Rahmen von Workshops den Kampf der FrauenwahlrechtsaktivistInnen und die Bedeutung ihrer Errungenschaften für uns heute anhand historischer Fotografien diskutiert hat. Einige der dabei formulierten Kommentare der Jugendlichen bilden die Textebene des Plakats und werden mit den historischen Aufnahmen gleichsam zu einem Dialog zwischen den Generationen verdichtet. Die Fotos zeigen uns „einen Punkt der Geschichte, wo die Zukunft neu geschrieben wurde“, bringt es ein Kommentar der SchülerInnen sehr trefflich auf den Punkt. An Anerkennung der Leistungen der AktivistInnen und an Bewusstsein für die Relevanz des allgemeinen Wahlrechts scheint es der jungen Generation jedenfalls nicht zu mangeln, es stellt sich nur die Frage, welchen Beitrag wir für eine bessere Zukunft leisten können. (Georgia Holz)