"der unbekannte soldat", 2012Audioinstallation 30 min. loopFoto © Wolfgang Wössner
Stefan Frankenberger

Mit Stefan Frankenberger verbindet man bislang die Formation Amber and Gold mit ihrer Zweigstelle coco, einer Experimentalband in der Zusammensetzung Frankenberger und Philipp Hofstätter. Coco trägt Alufolie und spielt auf Schreibmaschinen und Auspuffrohren, dröhnt aus Volksempfängern und Kaffeemühlen. Auf einen ersten legendären Auftritt in der Künstlerhauspassage anno 2004 folgte eine 24 Stunden Musikperformance im durchsichtigen Iglu, der Soundscape `"Techno Saga 1973" und die kulturkritische Farce "Still Leben".

In Harmannsdorf ist Stefan Frankenberger solo unterwegs. Für die Arbeit mit dem Titel "der unbekannte soldat" – im popmäßig eher angemessenen angelsächsischen Sprachraum wäre das John Doe – läßt er Grundwehrdiener, Soldaten, Offiziere und Personal des österreichischen Bundesheers Texte von Bertha von Suttner lesen. Vieles hat er aus "Die Waffen nieder!" ausgewählt, einiges aus ihren Memoiren und der Nobelpreisrede. Die Lesungen liefen entspannt ab, und obwohl Frankenberger ein wenig provozieren wollte, kam es zu keinerlei Konfrontationen. 30 Akteure lesen insgesamt 3 Stunden, das Material läuft geloopt in einer Endlosschleife unter freiem Himmel. Die Kombination aus Sonnenschein und Pazifismus vermittelt eine beruhigende Gewissheit: mehr als 100 Jahre nach Suttners Appell interessiert sich - hierzulande – keiner mehr fürs Kriegsgeschäft.

Stefan Frankenberger ist 1977 in Rosenheim geboren und lebt in Wien.
(Brigitte Huck)