Nino Sekhniashvili

Die junge georgische Künstlerin Nino Sekhniashvili (1979 in Tbilisi) arbeitet mit dem vis à vis historischer und aktueller Wirklichkeiten in den Staaten des ehemaligen Ostblocks. Besonders die Frage nach einer Einlösung der Versprechungen und Hoffnungen auf eine freiere Gesellschaft ist Thema ihrer Arbeiten. Im Spannungsfeld gesellschaftlicher Normen, lokaler Mythologien und der Macht des Schicksals steht die Skulptur CHESS (2011), ein Schachbrett aus rohem Holz, das die Schülerin von Rosemarie Trockel mit roter Farbe bedruckt hat.

Das Spielbrett kann als Referenz auf jenen Lebensabschnitt gesehen werden, den die jugendliche Comtesse Bertha Kinsky mit ihrer verwitweten Mutter Sophie, einer notorischen Spielerin, in den Casinos von Venedig, Paris, Homburg und Baden Baden verbracht hat. Während dieser als Kuraufenthalte getarnten Reisen begegnet ihr erstmals Fürstin Ekaterine Dadiani von Mingrelien. Sie wird in Berthas Leben eine bedeutende Rolle spielen und dem jungen Paar Bertha und Arthur nach seiner romantischen Flucht in den Kaukasus Hilfe und Unterstützung zukommen lassen.

Auf dem Brett liegen drei Schafsknochen. Seit der Antike werden nicht nur am Balkan die knöchernen Sprungbeine von Tieren als Würfel verwendet, um die Zukunft vorherzusagen. Ein "roter Knochen" ist in Georgien jemand, der sich von der Norm unterscheidet.
(Brigitte Huck)