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FOKUS II/2: Verfolgung
Viele der Arbeiten, die unter den Begriff der Erinnerungskultur zu fassen sind, setzen den Opfern von Verfolgung, Gewalt und Diskriminierung ein öffentliches, mitunter weithin sichtbares Zeichen. Ob zurückhaltend oder unübersehbar, geben sie Bewohner*innen wie Besucher*innen eines Ortes die Gelegenheit, eine gedankliche Brücke, zwischen dem Sichtbaren und dem nicht mehr Sichtbaren zu schlagen und Vergangenes als Teil ihrer eigenen Gegenwart zu begreifen.
Die Kunstwerke von Peter Sandbichler, Peter Kozek und Ramesch Daha zeigen, wie formal unterschiedlich, gleichermaßen inhaltlich präzise und eindrücklich historische Geschehnisse präsent gemacht werden können und als Mahn- oder Denkmal die Betrachter*innen auch in die Verantwortung nehmen wie Lernanstöße geben.


Peter Sandbichler, Schwarze Schafe, Stockerau, 2012


Ausgangspunkt für Peter Sandbichlers Skulptur ist die Legende des heiligen Koloman, eines Pilgers, der auf seiner Reise von Irland ins Heilige Land Halt in Stockerau gemacht hat. Aufgrund seiner Andersartigkeit, seiner fremden Sprache und Kleidung, wurde der Reisende für einen Verräter gehalten und von den Einheimischen zum Tode verurteilt. (...)

Peter Kozek, Counterpoles/Widerstäbe, Baden, 2017


Die Installation "Counterpoles/Widerstäbe" von Peter Kozek, bestehend aus 36 Metallstäben, die sich in unterschiedlichen Winkeln aus dem Boden aufrichten, imaginiert einen über dem Platz schwebenden Davidstern, der zur Badener Synagoge hin ausgerichtet ist. Das Mahnmal ist stellvertretend allen Opfer des Nationalsozialismus gewidmet. (...)

Ramesch Daha, 6.4.1945, Krems-Stein, 2018


Am 6. April 1945 ermordeten Angehörige der Waffen-SS, Wehrmacht und SA unter aktiver Mithilfe lokaler NS-Funktionäre hunderte, kurz zuvor aus dem Zuchthaus Stein entlassene, überwiegend politische Häftlinge sowie den Direktor und drei Gefängniswärter. Ramesch Daha setzt diesem unfassbaren Verbrechen die Faktizität einer schlichten Aufzählung entgegen, durch die das Ausmaß der menschlichen Katastrophe in vollem Umfang spürbar wird. (...)