Let's Sink
Katharina Gruzei

In der Umkehrung einer Zeile von T.S. Eliot, "ging" Katharina Gruzei nicht mit Gewimmer "unter", sondern mit einem Knall. Gruzei formulierte drei Projekte für Let’s Sink, bei denen manches nicht wie geplant ausgeführt werden konnte. Für die Gruppe war das Beobachten dieses Prozesses lehrreich. Die Studenten konnten in einer realen Situation erleben, was eine Künstlerin durchmachen muss, die Interventionen im öffentlichen Raum vornehmen möchte. "Let’s Sink", geplant auch als ein Lernlaboratorium, erfüllte auf diese Weise seinen Zweck.

Ein von Katharina Gruzeis nicht realisiertes Konzept trug den Titel "Pool Projekt". Wie eine Wunde klafft mitten in der Stadt eine große Grube. Sie ist das Überbleibsel eines bankrott gegangenen Bauprojekts für ein Wellness-Center. Gruzei wollte die Grube in einen typischen Swimming Pool verwandeln. Wie bei Tantalus und den Trauben bliebe den Besuchern und Bewohnern der Stadt nur das Träumen vom Schwimmen, ohne jemals den Genuss zu erleben, es auch zu tun. Pool Projekt war auch ein Verweis auf die Politik der Spekulation, das große Geld und das (angebliche) Bedürfnis nach Luxus.

Eines von Gruzei's realisierten Konzepten hieß "As A Matter of Desire". Das Marktwappen von Lunz am See zeigt ein weißes Einhorn. Gruzei befestigte an der Stirn eines weißen Pferdes ein Horn und lies das Tier am unbewohnten Südufer des Sees in Erscheinung treten, ohne dieses Ereignis vorher anzukündigen. Ohne Zweifel hatten einige Bewohner und Touristen dieses "Einhorn" gesehen und diese Nachricht verbreitet. Ihre Idee bestand darin, auf diese Weise einen Mythos und eine Legende hervorzubringen, die wachsen und sich durch Mundpropaganda verbreiten würde. Dies würde etwas erschaffen, das über die räumlichen und zeitlichen Grenzen des Festivals hinweg Bestand hätte und das so eine Eigendynamik entfalten und neue Dimensionen annehmen könnte.

Im Zusammenhang mit der sogenannten österreichischen Identität an sich bekommt "As A Matter" of Desire aber noch eine weitere Bedeutung, nämlich einen Bezug auf grundlegende kulturelle Werte der Kulturnation Österreich. In der kaiserlichen Schatzkammer, im ältesten Teil der Hofburg, der ehemaligen Residenz der Habsburger Kaiser im Zentrum Wiens, befinden sich zwei außergewöhnliche Objekte. Diese Gegenstände wurden zu den zwei unveräußerlichen Erbstücken des Hauses Habsburgs erklärt. Alle anderen Schätze des Kaiserreiches hätten verkauft werden können oder waren verhandelbar; nur diese zwei Objekte – mit ähnlich „magischen“ Kräften behaftet wie der Stein von Scone – mussten für immer im Besitz des Geschlechts der Habsburger bleiben. Das eine Objekt ist eine Achatschale, bei der es sich um den Heiligen Gral handeln soll. Das zweite Objekt ist das Ainkhürn, das Horn eines Einhorns (bei dem sich schließlich herausstellte, dass es von einem Narwal stammt).
(R.Gadsen)