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SUPER-TUNISIAN, St'art, Performance, Tunis, 2011
© Moufida Fedhila
Moufida Fedhila

SUPER–TUNISIAN
Super-Tunisian […] , unterschiedliche Handlungsorte, 2011–2016

Zu einem Zeitpunkt, da der „Arabische Frühling“ offenbart hat, wie schwierig es sich für die tunesischen Bürger_innen gestaltet, demokratische Bestrebungen im politischen Alltag umzusetzen, wirken die Arbeiten von Moufida Fedhila wie tiefgründige und frühzeitig vor möglichen Gefahren warnende Beobachtungen der Ereignisse. In der Tat zeigte sich die jegliche Naivität meidende Künstlerin bereits unmittelbar nach den legitimen Aufständen in der arabischen Welt wachsam und vorsichtig angesichts des in Aussicht gestellten tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels.
Als Frau und Aktivistin ist Moufida Fedhila auch ein role model. Ihr Engagement ist unbefangen und drückt sich in einer künstlerischen Kühnheit aus, welche zum analytischen und weitsichtigen Nachdenken anregt. Moufida Fedhila verkörperte diesen künstlerischen und zugleich politischen Anspruch auf der Avenue Habib Bourghiba, direkt vor dem Stadttheater, dem traditionellen Versammlungsort des Volkaufstandes in Tunis. Und das mittels einer Eröffnungsperformance, die voller Ironie steckte, aber auch erfüllt war von konstruktiver Hoffnung (Super-Tunisian_Star’t, 2011).
Statt sich ihrer Bestürzung über die demagogischen Reden, die in dieser bewegten Zeit überall zu hören waren, zu ergeben, setzte sich die Künstlerin für die Schärfung des kritischen Verstandes ein – der einzigen Waffe freier Menschen. Sie tat dies, indem sie die Absurdität der Vorstellung aufzeigte, dass aus den bevorstehenden Wahlen ein vermeintlicher Schicksalspräsident oder eine Schicksalspartei als Sieger hervorgehen und wie ein Messias Segen stiften werde (Super-Tunisian_Hors Limites, 2014). Ihre Kritik kulminierte in der Figur eines wie Superman gekleideten Präsidenten. Und auch die Bürger_innen wurden in Moufida Fedhilas mit beißenden Spott getränkter Zukunftsvision schon bald zu „Super Tunisians“ (Super-Tunisian_Extra Time und Super-Tunisian’s in a fix, she’s calling on chance, 2012).
Die Künstlerin richtet ihr Augenmerk vor allem auf die Beobachtung der langsam voranschreitenden Veränderungen der Menschen – und ihrer Beziehungen zueinander. Diese entfalten sich wie Alchemie in einem weltumspannenden Athanor. Wobei Moufida Fedhila gekonnt die Kräfte enthüllt, die in unserer globalisierten Gesellschaft wirken.
(Michèle Cohen-Hadria)