When Feminist Art Went Public

25. März 2010
Kunstraum Niederösterreich

Konzept und Moderation:
Manuela Ammer

In den späten 1960er Jahren kam es zu einer zunehmenden Politisierung der Kunst. Während der Malerei kritische Relevanz weitgehend abgesprochen wurde, entwickelten sich Performance, Fotografie, experimenteller Film und Video zu den bevorzugten Medien gesellschaftlicher Anteilnahme. Diese Veränderungen lassen sich auch an einer Neudefinition des Verhältnisses zwischen Kunst und Öffentlichkeit festmachen. Ihr Publikum suchte Kunst nicht länger nur in Museen und Galerien, sondern verstärkt auch im öffentlichen Raum, auf den Straßen und in den Medien. Insbesondere die feministische Kunst jener Jahre, die politische und künstlerische Fragestellungen auf einzigartige Weise verknüpfte, zeugt von einer erhöhten Sensibilität gegenüber den Machtstrukturen, die dem öffentlichem Raum eingeschrieben sind. Das Verhältnis von Körper und Blick, von Bewegungsfreiheit und Kontrolle, von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit stand im Zentrum der feministischen Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Umraum.
Zwei Künstlerinnen, die dieses Verhältnis seit den 1970er Jahren sowohl in ihrer künstlerischen wie in ihrer aktivistischen Praxis explizit in den Blick nehmen, sind Mary Kelly und Sanja Iveković. Mary Kelly etwa war bereits während ihres Studiums in London in Protestaktionen des Women's Liberation Movement involviert. In den letzten Jahren beschäftigte sie sich in Arbeiten wie Love Songs oder Flashing Nipple Happening, die im Rahmen der documenta 12 zu sehen waren, mit der Perspektive einer jüngeren Generation auf die historische Frauenbewegung. Sanja Iveković wiederum verhandelte in Arbeiten wie Triangle (1979) das Zusammenspiel von Macht, Öffentlichkeit und Geschlechterordnung, wie es für das Jugoslawien der späten 1970er Jahre kennzeichnend war. Mit Poppy Field realisierte sie 2007 eines der eindrücklichsten aktuellen Beispiele für feministische Kunst im öffentlichen Raum.
When Feminist Art Went Public möchte anhand der Arbeiten dieser Künstlerinnen an den Punkt zurückführen, wo die Parameter von Körperpräsenz und Sichtbarkeit im öffentlichen Raum eine feministisch ausgerichtete Verschiebung erfuhren, und davon ausgehend aktuelle Perspektiven diskutieren.

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Manuela Ammer ist Autorin und Kuratorin und lebt in Wien.
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Mary Kellys Kritik des Konzeptualismus nahm in den 1970er Jahren in London ihren Ausgang und ist durch die feministische Theorie der frühen Frauenbewegung beeinflusst, in die sie aktiv involviert war. In jener Zeit verband sich ihr aktivistisches Engagement um Arbeitsbedingungen, Menschenrechte und Sexualität auch mit den damals neuen Modellen der Semiotik, der Psychoanalyse und des strukturalistischen Marxismus, die ihr Werk seither nachhaltig beeinflussen. Kellys aktuelles Schaffen befasst sich unter anderem mit den Konsequenzen und der Historisierung des Feminismus, ohne dabei aber nostalgisch zu sein. Gegen den Ausschluss feministischer Erkundungen im öffentlichen Raum heute setzt sie eine Art theatralen, erfahrbaren Raum, der Geschichte und Erinnerung aktualisiert.

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Sanja Iveković arbeitet seit Mitte der 1970er Jahre mit Video, konzeptueller Fotografie, Performance, Installation und Aktion im öffentlichen Raum. Ihr Werk kennzeichnet die Auseinandersetzung mit Geschlechterdifferenzen sowie der Politik der Bilder und Körper. Zu ihren künstlerischen Strategien gehören die Analyse medialer Identitätskonstruktionen ebenso wie politisches Engagement, Solidarisierung und Aktivismus. Immer auch politisch aktiv, hat sie als eine der ersten Künstlerinnen in Kroatien öffentlich für feministische Ziele und Interessen gekämpft. In jüngeren Arbeiten beschäftigt Iveković sich unter anderem mit Fragen des kollektiven Gedächtnisses beziehungsweise der kollektiven Amnesie, dem Krieg im zerfallenen Ex-Jugoslawien sowie mit Gewalt gegen Frauen.