What can be done? - Praktiken der Solidarität

© William Kentridge, Shadow Procession, Videostill, Traiskirchen, 2022


© William Kentridge, Sibyl, Videostill, Traiskirchen, 2022



Installationsansicht, Alte Schlosserei, Traiskirchen


William Kentridge (10)
*1955 in Johannesburg (ZAF), lebt ebendort

Standort: Alte Schlosserei, Wolfstraße 18

Shadow Procession, 1999
35-mm-Animationsfilm, transferiert in Video, 7 min

Die Prozession ist ein immer wiederkehrendes Motiv in William Kentridges Werk. In dem Video Shadow Procession bedient er sich eines Schattenspiels, das er aus zerrissenen Papierfragmenten und Scherenschnitte konstruiert. Die Figuren legt er auf eine transparente Oberfläche, fotografiert sie, verändert die Position und die Haltung und fotografiert sie erneut. Die Aufnahmen werden schließlich zu einem Film geschnitten, in dem sich ein Zug aus Figuren und Gegenständen durch das Bild bewegt. Es taucht eine große Figur auf, die mit einer Peitsche den Menschenzug anführt. Die Menschen in der Kolonne tragen verschiedene Dinge, sie schieben oder ziehen ihre Habseligkeiten durch das Bild. Es ist nicht erkennbar, um wen es sich handelt noch wohin sie gehen.

Regie, Animation, Fotografie: William Kentridge
Musik: Alfred Makgalemele
Editing: Catherine Meyburgh
Sound Design: Wilbert Schübel

Sibyl, 2020
Daumenkino-Film, Einkanal-Video, Farbe, Ton, 10 min

In dem Video Sibyl wird die Geschichte der mythologischen Prophetin Sibylle von Cumae erzählt, die das Schicksal von Menschen auf Eichenblätter schreibt und diese am Eingang ihrer Höhle platziert. Die Prophezeiungen werden jedoch immer wieder vom Wind verweht, wodurch die Schicksale der Menschen durcheinandergewirbelt werden. Die Menschen, deren Schicksale vorhergesagt werden sollten, wissen nie, ob sie ihr eigenes Schicksal oder das eines anderes erfahren.
William Kentridge zeigt in dem Video diese mystischen und rätselhaften Vorhersagen. Er dekonstruiert die Einzelschicksale und lässt sie zu einem rätselhaften Gemenge verschwimmen. Die Zukunft der Menschen bleibt somit im Dunkeln – ähnlich wie die Zukunft von Migrant*innen und Geflüchteten, die sich in einem Asylverfahren befinden. Diese Zeit wird häufig als „verlorene Jahre“ bezeichnet. Die Arbeit thematisiert Erwartungen und eine unbekannte, aber dennoch vorherbestimmte Zukunft, die nicht durch eigenes Tun verändert werden kann.