Gespräch: Vulnerability and Resistance
Gespräch zur Kunst im öffentlichen Raum

am 30.01. 2014, 16.00
im Kunstraum Niederoesterreich

TeilnehmerInnen:
Pelin Tan, Mardin
Die Soziologin setzt sich in ihrer Arbeit u.a. mit urbanen Konfliktzonen, Territorialpolitik, Arbeitsbedingungen auseinander, wobei sie unterschiedlichste Recherche- und Umsetzungsformen anwendet (z.B. Rechercheprojekt "Institutions by Artists" mit Anton Vidokle). Derzeit arbeitet sie an der Artuklu University (Architektur), Mardin. Sie hat mehrere Publikationen (u.a. "With/Without Spatial Politics In The Middle East“, 2007, "Recht auf Stadt“, 2011) und Zeitschriften (u.a. "ArtMargin“) herausgegeben und arbeitet auch als Journalistin. Sie wird über die Ereignisse im und rund um den Gezi Park in Istanbul und Silent University sprechen. http://tanpelin.blogspot.co.at... und http://thesilentuniversity.org...

Rachel Susan Garfield, London
Ethnizität, Ideologie, Postkolonialismus, Identitätspolitik sowie Jüdische Identität sind zentrale Elemente in der Arbeit der Künstlerin Rachel Garfields, die sie häufig mit den Mitteln der Montage in filmischen Arbeiten umsetzt, mit denen sie sich aber auch in Publikationen und Vorträgen auseinandersetzt. Sie wird u.a. einen Ausschnitt aus ihrem Film “The Straggle” (2012) zeigen, in dem sie die Gegenwart von Personen vorstellt, die in politisch aktiven Familien aufgewachsen sind und stellt deren Erzählungen und Alltag Propagandamaterialien gegenüber. http://www.rachelgarfield.com/...

Anne Elizabeth Moore, Chicago
Die Künstlerin, Fulbright Scholar und UN Press Fellow arbeitet rund um die Themen Jugend, Gender und Neue Medien sowie den internationalen Textilhandel. Neben zahlreichen preisgekrönten Publikationen hat sie 2012 das Buch "Hip Hop Apsara: Ghosts Past and Present“ herausgegeben, das sich lyrisch mit den radikalen ökonomischen Veränderungen in Kambodscha auseinandersetzt. Derzeit lebt sie in Kambodscha, wo sie das Projekt "Garment Work“ in Zusammenarbeit mit ansässigen Frauen realisiert und das sie präsentieren wird. http://anneelizabethmoore.com/

Gabi Ngcobo, Johannesburg
Die Kuratorin und Lehrende ist künstlerische Leiterin des "Center for Historical Reenactments“ sowie Lehrende an der Wits School of Arts, University of Witswatersrand in Johannesburg und hat das "Visual Arts Network of South Africa“ (VANSA) mitbegründet. 2010 hat sie die Ausstellung “rope-a-dope: to win a losing war” im Cabinet, New York mitkuratiert und auch das Projekt “Xenoglossia, a research project”, welches u.a. bei der 11. Lyon Biennale zu sehen war, mitbetreut. Sie präsentiert die Arbeit des "Center for Historical Reenactments“ und dessen Zukunft (es wurde 2012 aufgelöst). http://centerforhistoricalreen...

Marias Lôbo, Wien
Künstlerin und Aktivistin der Schwarzen- und Migrantinnenbewegung; Sie arbeitet seit über einem Jahr intensiv mit dem Refugees Protest Camp Vienna zusammen und realisierte gemeinsam mehrere Projekte wie Eating Europe (Rebelodrom; http://rebelodrom.blogspot.co.... und Manifesto Antropófago. http://de.wikipedia.org/wiki/R...
Sie präsentiert ihre Arbeit zusammen mit Khan Adalat und Clifford Erinmwionghae, beide Aktivisten des Refugees Protest Camp Vienna.

Elke Krasny
Die Kulturtheoretikerin ist Senior Lecturer an der Akademie der bildenden Künste Wien und Gastprofessorin für Stadtkultur und öffentlicher Raum (SKuOR) der Technischen Universität Wien. Sie war u.a. Visiting Curator des Hongkong Community Museum Project und 2012 Visiting Scholar am Canadian Center for Archictecture in Montréal. Die von ihr kuratierte Ausstellung Hands-on Urbanism 1850-2012. The Right to Green wurde 2012 im Architekturzentrum Wien gezeigt sowie auf der Architekturbiennale in Venedig. Gemeinsam mit Irene Nierhaus hat sie 2008 Urbanografien. Stadtforschung in Kunst, Architektur und Theorie herausgegeben. Der von ihr konzipierte Band Women's:Museum.Curatorial Politics in Feminism, Education, History, and Art ist 2013 erschienen.


“Vulnerability and Resistance - The Public Dis/Appearance of Bodies”

Vorträge und Diskussion zum Themenkomplex “Doing Art in the Public Realm“

konzipiert, kuratiert und moderiert von Elke Krasny

2013 hat die Kulturtheoretikerin Elke Krasny im Rahmen der „Gespräche zur Kunst im öffentlichen Raum“ einen international besetzten Diskussionsabend unter dem Titel to Identify with Difference" geleitet. Die TeilnehmerInnen sowie BesucherInnen haben sich intensiv damit auseinandergesetzt, inwieweit mittels künstlerischer Strategien differenzierte Geschichtsbilder erzeugt bzw. sichtbar gemacht werden können. Angesichts der Brisanz und Komplexität des Themas wurde Krasny noch einmal eingeladen, um das Thema zu vertiefen.

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Dem diesjährigen Symposion liegt die Frage nach der Bedeutung des Körpers, seiner mentalen und physischen Stärke und Verletzlichkeit als elementarem Bestandteil von Widerstand zu Grunde. Allein durch körperliche Präsenz kann Widerstand geleistet werden, wie die Bilder von im Stillstand verharrenden Protestierenden auf den Straßen in Istanbul zeigen. Gleichzeitig verdeutlichen die Räumungen der vorangegangenen Proteste rund um den Taksim-Platz, wie Gewalten ganz konkret gegen Körper vorgehen. In den letzten Jahren haben sich Formen öffentlichen Widerstands gegen gesellschaftliche Rahmenbedingungen wieder vermehrt bzw. nehmen nun breite Gesellschaftsschichten am Protest teil. Während sich durch soziale Medien vor allem virtuelle Verbreitungs- und Agitationskanäle erschlossen haben, drückt sich Widerstand weiterhin meist über den Körper aus: seien es der bereits erwähnte „Silent Protest“ in Istanbul, die Flüchtlinge des Protest Camp Vienna in der Votiv Kirche, oder die aufsehenerregenden Interventionen von FEMEN Aktivistinnen. Inwiefern prägen gegenwärtige Ereignisse Formen von Aktivismus? Welchen Raum stellen Gesellschaften aktivistischen Prozessen zur Verfügung oder welche Wege müssen sich diese vielmehr selbst bahnen? Wo und wie können sich alternative Handlungsfelder und Aufmerksamkeitshoheiten eröffnen? Elke Krasny und die Vortragenden präsentieren und diskutieren vor allem Möglichkeiten künstlerischer Aktion und intellektueller Intervention in zeitgenössischen Zusammenhängen bzw. in sich kontinuierlich verändernden öffentlichen Räumen. Welche Formen der Zusammenarbeit zwischen bildender Kunst, Aktivismus und Theorie sind möglich? Wie können Allianzen zwischen Künstler_innen und Nicht- Künstler_innen gebildet werden? Inwieweit kann eine Wahrnehmung in den jeweils anderen Bereichen entstehen?

Die eingeladenen Positionen sprechen aus verschiedenen geographischen, künstlerischen, kulturellen und theoretischen Bezügen, setzen sich in ihrer Praxis auf unterschiedliche Weise mit Kategorien von Handlungs/Macht, Erscheinungsraum, Verletzlichkeit und Widerstandsfähigkeit auseinander und lassen so in ihren Vorträgen und im anknüpfenden Gespräch einen transnationalen Raum der Wissensproduktion entstehen.

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