Gespräch: Sich mit dem Unterschied identifizieren
Gespräch zur Kunst im öffentlichen Raum

am 30.01. 2013, 16.00
im Kunstraum Niederoesterreich
Herrengasse 13, 1010 Wien

Vortragende/Teilnehmerinnen:
Ines Doujak (Künstlerin, Installation, Fotografie und Konzeptkunst, Wien) präsentiert in ihrem Vortrag Möglichkeiten für alternative Manifestationen kollektiven Gedenkens. Am Beispiel zwei ihrer Arbeiten – sie bezeichnet diese als Anti-Monumente – zeigt sie auf, wie eine ästhetische Praxis die BetrachterInnen involvieren und wie die Erinnerung an Ereignisse in eine gelebte Gegenwart überführt werden kann.

Der Vortrag von Amelia Jones (Kunsthistorikerin und Kuratorin mit Schwerpunkt feministische und Performance Kunst, Montreal) untersucht Performance-Kunst, die – vor allem aus dem Feminismus/Queer-Umfeld kommend – konventionelle Praxen des Kuratierens und Präsentierens von Kunst-Objekten, die von Statik geprägt sind, hinterfragt und dazu Alternativen präsentiert.

In dem Vortrag von Elke Krasny (Kulturtheoretikerin und Kuratorin mit Schwerpunkt Kunst, Architektur und Urbanismus) werden proto-kuratorische Modelle entlang einer feministischen Historiographie des Kuratierens vorgestellt, die über Museum und Ausstellungen weit hinausgehen und in die Interessen und Konflikte des öffentlichen Raums führen. Beispiele aus ihrer eigenen kuratorischen Praxis in Wien und Vancouver situieren Erinnerungspolitik als Frage einer zeitgenössischen Ethik des Kuratorischen zwischen Aktivismus und Kritik.

Suzana Milevska (Kulturtheoretikerin und Kuratorin mit Schwerpunkt visuelle Kultur, Filmtheorie und Gender, Skopje) richtet einen kritischen Blick auf den öffentlichen Raum in Mazedonien und weiteren EE Ländern, der durch ein Ungleichgewicht in der Repräsentation von Männern und Frauen gekennzeichnet ist. Ein Blick auf das Projekt „Skopje 2014“ soll aktuelle Manifestationen des omnipräsenten Patriarchalismus aufzeigen.

In Israel bildet die Darstellung gegenwärtiger Geschichte – unter anderem im Rahmen von geführten, performativen Touren – ein zentrales Element für die Wahrnehmung nationaler Identität. Maayan Sheleff (Kuratorin und Kulturtheoretikerin mit Schwerpunkt kuratorische Praxis, Tel Aviv) präsentiert KünstlerInnen und Aktivisten-Gruppen, die das Format solcher Touren nutzen, um alternative Erzählungen einführen, um das offizielle Geschichtsbild zu erweitern.

Mechtild Widrig (Kunst- und Architekturtheoretikerin mit Schwerpunkt Performance und öffentlicher Raum, Zürich) nähert sich mit Bezug auf Arbeiten von VALIE EXPORT dem Begriff der "delegate performance“ / Stellvertreter-Performance. Dabei geht es ihr um eine Untersuchung der Möglichkeit von Performance eine Verbindung von individueller und kollektiver Erinnerung zu schaffen.


Sich mit dem Unterschied identifizieren - How to Identify with Difference?
konzipiert und kuratiert von Elke Krasny

Das inhaltliche Konzept greift mehrere Themen, die in vorangegangenen Diskussionsrunden bereits angesprochen wurden – wie Feminismus, Kunst und Politik sowie Kunst als Dialog – auf und versucht diese zusammenzuführen. Die Vorträge des hochkarätig und international besetzten Podiums und das anknüpfende Gespräch sollen einen transnationalen Raum der Wissensproduktion und des Dialogs erzeugen. Das Symposion stellt die Frage nach Verantwortung und Solidarität in der Auseinandersetzung mit Vergangenheit und sucht nach Möglichkeiten, individuelle und kollektive Erfahrungen/Erfahrungsbilder in der Gegenwart zu vermitteln. Zentrale Fragen des Abends drehen sich um die Themenfelder Erinnerungspolitik, feministische Praxen sowie Kuratieren zwischen Kunst und Aktivismus. Die eingeladenen Positionen sprechen aus verschiedenen geographischen, künstlerischen, kulturellen und theoretischen Bezügen. Sie veranschaulichen, wie Geschichtspolitik und künstlerisch-kuratorische Aktivismen Grundlagenarbeit für differenzierte Geschichtsbilder und Geschlechterpolitiken leisten und auf umfassenden Recherchen beruhen.

Image © eSeL.at

"Die Schatten, die die Vergangenheit aufwirft, werden immer länger. Die Identifikationen der Gegenwart sind von zahllosen Bruchlinien durchzogen. Im Kontext globalisierter künstlerischer und kultureller Produktion wird die Geschichte einerseits zur zirkulierenden Ressource, andererseits zur lokalspezifischen Herausforderung, an der sich Unterschiede im Umgang mit Erinnerung, Politik, Geschlecht, Feminismus und Differenzen aufzeigen, künstlerisch artikulieren und kuratorisch einsetzen lassen.“
(Elke Krasny)

Eine weitere von Elke Krasny kuratierte und daran anknüpfende Diskussionsveranstaltung zum Themenkomplex "Doing Art in the Public Realm" fand im Jänner 2014 unter dem Titel Vulnerability and Resistance - The Public Dis/Appearance of Bodies im Kunstraum Niederoesterreich statt.

Image Image Image Image
© eSeL.at