transparadiso (Barbara Holub / Paul Rajakovics)
Ruf gegen die Grenze

Weckruf gegen die Grenze
NÖ: Wir wollen nicht mehr einsam sein!Wir brauchen mehr Liebe!

OÖ (August Strindberg /AS, 5.3.1893): Verachten Sie mich nicht, dass ich Sie so mit Ehrfurcht behandelt habe. Ich liebe Sie, aber wer nicht zum Kind werden kann, er kann nicht lieben!

NÖ: Ich wurde schon als Kind gemobbt, mit allen möglichen Dingen beworfen. Ich bin mit Klumpfüßen auf die Welt gekommen. Ich war seelisch am Ende.

OÖ: Das Gegenüber darf man nicht überfordern.

NÖ: Was heißt überfordern? Wann „überfordere“ ich jemand?

OÖ: Wenn ich mehr verlange, als er oder sie leisten kann; wenn ich jemand bloßstelle.

Ein paar Töne (Saxofon/Ziehharmonika)
OÖ (Frida Uhl /FU, 12.3.1893): Auch muß mein Roman fertig werden u. in Druck erscheinen.
Dies wären also meine Angelegenheiten. Nun zu Ihnen. Bevor von einer neuen Existenz die Rede sein kann, muss mit der alten gründlich aufgeräumt werden. Auch bei Ihnen.
[...]--Na - das wäre nun des Geschäftlichen genug, ... zu viel? meinen Sie? - Aber ich muß und will Ihnen eben beweisen, daß ich klüger bin od. sein möchte, als schön. Nun sind sie wohl zufrieden. Frida.

NÖ (AS, 16. 3. 1893): Ach, du schlägst mir eine 6 Monate dauernde geistige Ehe vor! Das würde in weiterer Folge deinen allzu irdischen Gatten in ein Irrenhaus bringen. Wenn du deine Meinung nicht änderst, unterwerfe ich mich deiner mächtigen Hand, aber nur unter der Bedingung, dass du mich während dieser grausamen Zeit unabhängig bleiben lässt.
Ich umarme dich, lieber Engel, und rufe dich in die Wirklichkeit zurück, die alles übertrifft, wovon ein junges Mädchen träumt.
Dein himmlischer Gatte. August.

OÖ: Ausgelacht haben sie mich, wegen meines deutschen Akzents.
Meine Mutter sagte: „Kümmere dich nicht um die Gassenkinder.“

NÖ: Die anderen fühlen sich traurig.

OÖ: Geschämt habe ich mich dafür noch viel mehr.
Aber dann haben sie weiter gelacht. Über meine dicken Wollstrumpfhosen, deren Knie oft aufgerissen waren, geblutet haben, als ich beim Rollschuhfahren stürzte.

NÖ: Und sie haben immer gelacht. Über mich gelacht, über meine Missgeschicke gelacht, meine Stürze.
Dass ich mich nicht wehren kann. Ich hatte eine zu gute Erziehung.

OÖ (FU, 17. 3. 1893): Was ihre Unabhängigkeit betrifft: Natürlich mein lieber Freund, haben Sie die, wie Sie sie immer haben werden, unbegrenzt. Ich will ihre Freundin sein, nicht Ihre Herrin, verstehen Sie doch. [...] Ich gestatte Ihnen alle Seitensprünge, die Ihr Herz begehrt.

NÖ: Eine Grenze kann wütend machen.
Man kann traurig werden.
Du sollst aufmachen.

OÖ: Als ich vier Jahre alt war, kam mein Vater mich in Istanbul besuchen. Er breitete die Arme aus in freudiger Erwartung, dass ich auf ihn zulaufen würde. Aber ich kannte ihn gar nicht.

NÖ: Ich hab mich ja immer um meinen Bruder gekümmert, als wäre ich seine Mutter.
Und jetzt ist er so selbstständig, dass er mich nicht mehr braucht.
Was tu ich denn da jetzt mit meinem Leben?

Musik/ein paar Töne – fragend????NÖ (AS, 16. 3. 1893): Eine ehrenwerte Liebe, die auf dem Weg zu einer Ehe ist, hat ihre ökonomische Seite, das gebe ich unstreitig zu; aber die Ehe darf kein Handelsabkommen sein. [...] Du hast die Macht mißbraucht, die ich dir gegeben habe, und ich bin Dein lächerlicher Sklave geworden.

[...] Vom Mitleid zur Verachtung ist es nur ein kleiner Schritt, und Du verachtest mich bereits. Dein Dispens, daß ich dir nicht treu bleiben muß, hat mich verletzt, denn er beweist, daß Du mich gar nicht liebst.

Vom heutigen Tag an verbiete ich dir jegliche Beschäftigung mit meinen Geschäften, jegliche. Wir werden sehen, ob sich unsere Liebe nicht von ihrem eigenen Feuer ernähren kann, ohne diesen scheußlichen Brennstoff.

OÖ: Es ist schön, wenn ich mich auf die Regeln verlassen kann.

NÖ (AS, 16. 3. 1893): Ich liebe meine Liebe, weil Du meine Liebe bist. Aber Du liebst meine chaotischen Verhältnisse, weil Dir das die Oberhand in diesem Kampf der Geschlechter um die Erhaltung der Persönlichkeit gibt.

[...] Weißt Du, kleines Ding, was sich in einer Menschenseele unter dem Deckmantel edler Gefühle abspielt? Die Mächte der Finsternis spielen ihr häßliches Spiel, und nur der Seher sieht hier klar! Ich bin ein Seher, und ich möchte nicht das Spielzeug meiner eigenen Schöpferkraft sein, die Leib geworden ist in einer kleinen Frau, so reizend, daß sie einen Gott verführen könnte!

Pfeifen/Anna Maria + einige Töne (schräg/schrill)
OÖ: Ich wünsche mir, in einer Filiale zu arbeiten, beim Spar oder Unimarkt. Ich möchte gerne richtig selbstständig sein.

NÖ: Du meinst gutes Gefühl und Wärme.

OÖ: Ich würde gerne reisen, das wollte ich immer schon. Und da würde ich mir sicher wieder eine Aufgabe suchen. Wahrscheinlich wieder etwas Soziales.

NÖ: Mut braucht es.

OÖ (FU, 30. 3. 1893): Ich liebe Sie genug, um Ihr Glück zu wollen, auf Kosten des meinen. Sagen Sie mir ein Wort und ich widerrufe die Notiz, und alles ist, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen.

NÖ: Lass uns durch!

OÖ: Den Mut musst du erst einmal beweisen.

NÖ: Ich hatte ein halbes Jahr Gesprächstherapie, ich hatte ziemliche Aggressionen. Ich hab einen Kollegen sogar gewürgt. Seither hab ich Angst vor anderen Menschen, dass so etwas wieder passiert.
Ich wollte immer die Welt bereisen.

OÖ: Es ist schwierig, wenn man über eine Grenze will.
Die eigene Grenze ...

NÖ: Ich habe mich erfahren – und das ist eine reale Grenze.











Klangliche Ankündigung: OÖ: „open mike“ für RUFE GEGEN DIE GRENZE von den BesucherInnen
OÖ (FU, 4. 7. 1893): Das ist der Augenblick, Dir die Wahrheit zu sagen.

Ich habe Dir alles gegeben: Herz, Seele und meine Arbeitskraft. [...] Du? Du hast mich behandelt wie ein Wesen, das extra dafür gemacht ist, Deine Launen zu ertragen. Du hast mich bis aufs Blut gequält. – Ich rede nicht von Kleinigkeiten. Ich war bereit, alles zu ertragen, schweigend zu ertragen, weil ich Dich liebte. Ich hätte von Deiner Seite nur ein kleines Fünkchen jener großen Liebe gebraucht, die Du mir geschworen hast, bevor ich mich mit Dir verlobt habe.

NÖ: Die Dinge, die mich geprägt haben, die mit ihrer Persönlichkeit zu tun haben, die haben ihr ermöglicht, diese Art von Charisma und Persönlichkeit zu sein, aber das Resultat davon im öffentlichen Leben hat mich nicht tangiert. Das war ihre eigene Geschichte ...

OÖ: Man sollte auch ein bisschen zu zweit sein. Wenn man jemanden ignoriert, dann kommt Krieg.

NÖ (AS, 25. 7. 1893): Wenn ich nicht bös werde so wirdst Du bös, wenn ich bös werde so wirdst du bös. Da Du um Verzeihung bittest und ich verzeihe, so wirdst Du wüthend.

[...] Ich bin wirklich ein Kranker, ein Gelähmter. Alles um mich herum stürzt zusammen und ich rühre mich nicht mehr!

OÖ (FU, 30. 7. 1893): August, lieber August: Mut, ich flehe dich an. Mein Freund, ich würde den ganzen Tag weinen, wenn ich noch Tränen hätte. Ich habe keine mehr. Mut also, tun wir unsere Pflicht.

NÖ: Wir wissen heute viel mehr über diese Dinge. Wir wissen, dass Kooperation die Basis des Lebens ist. Wir wissen, dass Menschen vom ersten Atemzug an Beziehungswesen sind.

OÖ: Man sollte auch Leute über Grenzen lassen.

Weckruf gegen die Grenze
OÖ: Wenn ich etwas nicht erreichen kann, bin ich anderen nicht neidig. Ich leide nicht darunter. Es gibt nicht viel, was mir wirklich wehtut. Wenn das jetzt nicht so gut geht, mache ich etwas anderes. Aber den Biss hab ich schon, ich bin schon ehrgeizig. Aber es ist mir Feindschaften nicht wert, dass man nicht mehr miteinander reden kann. Ich hab auch die Erfahrung gemacht, dass das mit der Zeit abflaut. Man wird älter und kann die Dinge anders sehen.

NÖ (AS, 7. 8. 1893): In meinen stillen Stunden mache ich mir Vorwürfe ... daß ich Deine Person und deine Karriere zu wenig ernst genommen habe, Dich unterdrückt habe. Aber ich kannte den Wert Deines Talents nicht, hatte nicht ein Wort gelesen. Jetzt, wo ich Deine Artikel gelesen habe mit Deinem Stil voll Geist und Farbe, wird mir bewußt, daß Du jemand bist und daß es nicht recht von mir war, Dich zu belächeln.

OÖ: Geh weg, wir wollen Frieden.

Musik/ein paar Töne
OÖ: Ich glaube an eine Kombination von Rigorosität und Liebe. Die Rigorosität im Sinne von einer direkten Ansprechung dessen, wie extrem, wie gefährlich die geleiteten Dinge sind.

NÖ (AS, 7. 8. 1893): Du wirfst die Liebe für den Ruhm weg, aber ich kann Dir sagen, es kommt der Augenblick, da besitzt Du den Ruhm und möchtest ihn anspucken. Dann ist es so leer, so öde um Dich, und Du würdest gerne die Lorbeeren gegen einen Kranz Rosen tauschen.

OÖ: Wenn man jemanden ignoriert, dann kommt Krieg.

NÖ: Weil die Leute es ja im Grunde wissen. Sie wollen es ja genau deshalb nicht wissen. Es bringt nichts, sich ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Und zugleich mit Liebe die Werte, die Fundiertheit des Wahrhaftigen in der Position eines jeden anzusprechen.

Jeder hat Bedürfnisse.

Klangliche Ankündigung:
OÖ: „open mike“ für RUFE GEGEN DIE GRENZE von den BesucherInnen
NÖ (AS, 7. 8. 1893): Ich bin der Mann der Zukunft, so männlich, daß ich mein möglichstes tue, es zu verbergen. Deshalb spiele ich den Frauenfeind. Mein Instinkt ist so gesund, daß er mich immer auf den guten Weg führt, wo mich ein Übermaß an Liebe erwartet, gewürzt mit der Grausamkeit einer Frau.

OÖ: Freundlich.

Lass uns gehen!

NÖ: Es nimmt sich niemand mehr die Zeit zuzuhören.

OÖ: Am Geburtstag meines Sohnes haben wir über die Radikalen gesprochen. Und was man ja weiß, ist, dass viele dieser Leute aus sehr gutem Elternhaus stammen. Wie kommt das?

Man kann die Leute verstehen, die ausgegrenzt, vaterlos und perspektivenlos sind. Diese jungen Leute aus gutem Elternhaus sind aber genauso perspektivenlos. Denen hat unsere Art zu leben sowohl die Intensität, die kulturelle Identität morsch gemacht, den Stolz und den Sinn weggenommen, die Herausforderungen, wie das Leben wirklich ist. Die sind genauso orientierungslos, und wenn sie dann irgendetwas finden, das ihnen Orientierung gibt, dann rennen sie da mit.

NÖ: Situationselastische Grenze? Wie kann man das verstehen?

Pfeifen Anna Maria/schrill oder: Saxofon
OÖ: Dass man nicht streiten darf.

NÖ: Wo soll i hingehn, i konn nimma, es ängstigt mi,
mei ständigs Vagessen mocht ma so Ongst.

OÖ: Augen auf und der Neugierde ihren Lauf.
Verstand atmen lassen und Alternativen prüfen.
Seele öffnen und die Wärme suchen.

NÖ: Ich wünsche mir, ganz woanders zu leben. Auf einem anderen Kontinent. Wahrscheinlich würde ich mir wieder etwas suchen, wo ich helfen kann. Dass ich die Last ablegen kann. Oder ich ziehe die Bergschuhe an. Die ganze Welt ist so schön, und ich bin da, aber ich schaffe es nicht, mich loszureißen. Ich brauche eine andere Person, die mich mitreißt.

OÖ (FU, 26. 8. 1894): Jetzt bin ich wieder die geworden, die ich war. Ich habe meinen festen, unbeugsamen Willen wiedererlangt, meine Liebe zur Arbeit. Damit geht man nicht seinem Untergang entgegen.

NÖ: Denn die Lehre ihres Lebens, die den Extremismus ihres Verhaltens danach erklärt. Und das sind ganz viele heutzutage. Und daher rührt ein Teil der Rechtsextremen.

OÖ (FU, 26. 8. 1894): Sag mir, was für ein Vergnügen hast Du daran, alles um Dich herum zu beschmutzen? Das würde mich interessieren, als psychologisches Rätsel.

NÖ: Du sollst aufhören.
Trösten!

OÖ (FU, 26. 8. 1894): [...] Aber letztendlich betrifft mich das nicht. Ich gehe meinen Weg. Willst Du mir folgen – gut. Ich werde glücklich sein. Aber ich gehe nicht mehr bedeckt von Schmutz, und ich lasse in mir nicht mehr jeden rechtmäßigen Stolz töten, jedes Selbstwertgefühl, selbst jede Individualität. Jetzt erst merke ich, was Du im Begriff warst aus mir zu machen. Das war wirklich Unterklasse!

NÖ – Peter Gstöttmaier:
woa net oiweu so
woa eng
woa a longa Weg
hob nia aufgebm
hob imma mehr wolln
hob mi imma bemüht
jetzt is nimma eng
jetzt is schen weit – bin frei
jetzt moch i, wos i wü
so guat, so supa

Jubel/Trompete zum Abschluss
ENDE