© Ines Doujak Foto: Wolfgang Woessner
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ines doujak


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landgrabbing / landraub / landnahme



COUNTERPOINTS II. Kunst im Park 2018
Temporäre Kunstprojekte im Schlosspark Grafenegg

Edith Dekyndt, Ines Doujak und
eine Klangskulptur von Britschgi/Eberle/Reissner/Stickney

Mai bis Oktober 2018

Im Sommer 2018 fand im Schlosspark Grafenegg zum zweiten Mal COUNTERPOINTS. Kunst im Park statt. Temporäre Installationen der Künstlerinnen Edith Dekyndt und Ines Doujak bildeten Kontrapunkte zur Parkanlage mit Schloss, Auditorium und der Freilichtbühne. Die Künstlerinnen griffen Fragmente des Ortes, dessen Funktion oder Geschichte auf und erweiterten das historische Bezugsfeld des 300 Jahre alten englischen Gartens um globale Diskurse der Gegenwart. Die für den Ort konzipierte Klangskulptur Harmomnemonics der Formation Britschgi/Eberle/Reissner/Stickney wurde am 27. Mai 2018 im Schlosspark aufgeführt.

Ines Doujak
Ein Naturlehrpfad zum Thema LANDGRABBING/LANDRAUB/LANDNAHME


Im historischen Kontext nennt man es „Landnahme“ oder explizit „Landraub“, auf Englisch „Landgrabbing“, wenn in sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern von Afrika bis zu den Philippinen die BewohnerInnen – teilweise gewaltsam – von ihrem Land vertrieben werden, damit es ausländischen Investoren etwa für Plantagen oder Rohstoffminen verpachtet oder verkauft werden kann. Alleine in den Jahren 2001 bis 2010 wechselten rund 230 Millionen Hektar Ackerland in Ländern des globalen Südens auf diese Art die Besitzer. Die Folgen waren und sind für die Ernährung der lokalen Bevölkerung verheerend.

Ines Doujak thematisierte diese gegenwärtig weltweit explosionsartig zunehmende Praxis der Inbesitznahme von Grund und Boden unabhängig von Eigentumsverhältnissen über den Sommer 2018 im Schlosspark Grafenegg in einer temporären Installation. Diese mutete zunächst wie ein Lehrpfad für Pomologie an, der stationsartig durch das Gelände des Schlossparks führte: An den Stämmen von 38 Bäumen hingen ca. 70 x 120 Zentimeter große Tafeln, auf denen ästhetisch äußerst ansprechende Zeichnungen von alten, zum Teil nicht mehr existenten Apfelsorten, Repliken von alten Buchillustrationen, abgebildet waren. Bei genauerem Hinsehen verloren sie jedoch ihre idyllische Wirkung. Über die Abbildungen waren Originalzitate von „Landräubern“ und deren Kritikern gelegt, die sich auf die Enteignung und Vertreibung ländlicher Bevölkerung auf der ganzen Welt – insbesondere durch Konzerne, Staaten oder Investoren – während der letzten 400 Jahre bezogen. Unter anderem war da zu lesen: „Wir werden Getreide importieren, ganz Europa hängt von Getreideimporten ab … Den Ukrainern liefern wir Kopftücher, Glasperlen als Schmuck und was sonst Kolonialvölkern so gefällt“ (Adolf Hitler, Monologe, 1941). Die Zitate wurden jeweils in einer Fußnote erläutert oder kommentiert. Im Zusammenspiel mit den historischen Apfelsorten, die für die Zerstörung der Artenvielfalt durch – auch als Auswirkung des Landraubs entstehenden – Monokulturen sensibilisierten, zeichneten sie das Bild einer unermesslichen Gier, die unermessliches Leid in der Welt produziert.

„In der Landfrage verknüpfen sich die zentralen Bereiche der gesellschaftlichen Naturverhältnisse wie Ernährung, Mobilität, Wohnen, Energie“, sagt Ines Doujak. Ihre Arbeit solle deutlich machen, dass die Praxis des Landraubs kein erst in der Gegenwart aufgekommenes Phänomen sei, „sondern vielmehr eine historisch spezifische Ausprägung eines Prozesses, in dem die gesellschaftliche Nutzung von Natur untrennbar mit kolonialen und postkolonialen Verhältnissen von Macht, Herrschaft und Ausbeutung verknüpft ist“. Das heiße auch, so die Künstlerin, dass „der Zugang zu Land und die Kontrolle darüber [...] nicht erst das Ergebnis von globalen Nahrungsmittelpreiskrisen, Klima- und Finanzkrisen“ seien, sondern „Ausdruck dieses Prozesses“.
(Cornelia Offergeld)