Blicke und Bewegungen: Innen und Außen

© ZOO, Bert Haanstra, NL1962/Nosferatu, Friedrich Wilhelm Murnau, D 1922, © Friedrich-Wilhelm-Murnau Stiftung, Wiesbaden



WELT AN BORD, Eva Könnemann, D 2018/2019




DAS OFFENBARE GEHEIMNIS, Eva Könnemann, D 2015


Der Kunstraum Weikendorf vereint in einer Reihe von Denkbewegungen die Konstellation „Innen & Außen“. Schon seine Entstehung im Jahr 2006/2007 ist darin eingebunden: Denn Michael Kienzer brachte die Idee eines Kunstraums anstelle einer angedachten Skulptur ein. Statt eines Kunstwerks im Außenraum ein neuer Innenraum in der Öffentlichkeit. Seine konkrete Gestaltung führt diese Bewegung fort: Das Schaufenster als Ausstellungsdispositiv markiert immer wieder, dass von außen nach innen geblickt wird, und betont zudem, dass das Innen von einem Außen betrachtet werden muss. Viele der bisher dort ausgestellten Kunstwerke spielten mit diesem Zueinander, betonten abwechselnd die Assoziation der Vitrine oder der Bühne innerhalb der Schauanordnung. Die Film- und Gesprächsreihe „Blicke und Bewegungen: Innen und Außen“ möchte diese Spur aufnehmen, vor dem Hintergrund der Umwandlung des Kunstraumes in eine temporäre Projektionskabine noch einmal neu reflektieren. Neben den oben angeführten Aspekten, die sich konkret auf Fragen der Kuratierung und Betrachtung von Kunst beziehen, sollen dabei aber auch gesellschaftspolitische Ebenen mit aufgenommen werden. Alle Filme nähern sich dabei auf unterschiedliche Weise dem „Innen und Außen“. Der Horrorklassiker Nosferatu (1922) bringt in Form des Vampirs das Böse in einen Ort. Kurator und Autor Christoph Huber wird im Gespräch über die Relevanz der Konstellation „Innen & Außen“ für den Horrorfilm sprechen. Am zweiten Kinoabend wird ein weiterer Film aus dem Jahr 1922, diesmal von der feministischen Avantgardefilmemacherin Germaine Dulac, gezeigt. Hier wird die Gegenüberstellung von öffentlichem Leben auf der einen Seite und der Innerlichkeit der Gefühle und Seelenlandschaften einer bürgerlichen Frau auf der anderen verhandelt. Die Wiener Musikerin Gischt wurde eingeladen, einen Soundtrack hierfür zu entwickeln. Der letzte Filmabend geht anhand zweier Dokumentarfilme der Frage des Filmemachens, dem Annähern und Abstand halten nach. Und schließlich bietet der tägliche Loop „Zoo“, dieser von locker-lässigem Jazz begleitete Kurzfilm ein kleines Porträt eines gewöhnlichen Tages im Zoo, in dem nicht nur die Besucher*innen auf die Tiere, sondern die Tiere ebenso auf die Besucher*innen blicken. An drei Abenden wird der Platz vor dem Kunstraum in ein Open-Air Kino verwandelt. Dazwischen wird über den gesamten Zeitraum von drei Wochen abends der Loop auf dem Schaufenster gezeigt. Der Kunstraum selbst wird zu einer Projektionskabine und das Fenster zur Leinwand. Durch diesen Umbau wird ein zentraler Aspekt des Kunstraums noch einmal betont: Er ist kein geschlossener Raum, in dem Kunst zur distanzierten Betrachtung verwahrt wird, sondern ein Ort, der die ausgestellte Kunst nach außen kommuniziert.

ALEJANDRO BACHMANN studierte Filmwissenschaft und Amerikanistik in Mainz und Wellington, Neuseeland. Er ist Kulturarbeiter mit Schwerpunkten im Vermitteln von und Schreiben über Film sowie in der Zusammenstellung von Filmprogrammen. Von 2010 bis 2017 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Österreichischen Filmmuseum Herausgeber von Räume in der Zeit. Die Dokumentarfilme von Nikolaus Geyrhalter (Sonderzahl 2015) und Co-Herausgeber von Echos. Zum dokumentarischen Werk Werner Herzogs (Vorwerk 8 2018), Associate Editor des FOUND FOOTAGE MAGAZINE und des Film Education Journal.