Lia Perjovschi
Gerhard Dirmoser
Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich – 10 Jahre Kulturförderungsgesetz

Historische und gegenwärtige Vorstellungen von Natur und Landschaft sind die Ansatzpunkte von Anna Gudjónsdóttir, die 1996 gemeinsam mit Till Krause die renommierte Galerie für Landschaftskunst in Hamburg gründete, die aus dem 1993 gegründeten Museum ferner Gegenden hervorgegangen war. In ihren Arbeiten setzt die Künstlerin Malerei ein, um sie in zum Teil größeren Installationen in Fragestellungen einzubinden, die sich an die Wahrnehmung und Inbesitznahme von Natur richten. Eine solche installative Malerei hat Anna Gudjónsdóttir mit der Arbeit „Vier Änderungsvorschläge“ eigens für St. Pölten konzipiert.

Eine Paraphrase auf das Vermessen eines ebenso gesellschaftlichen wie physischen Raums ist Lia Perjovschis „Endless Collection“, die sie seit den 1980er- Jahren als „work in progress“ aufbaut. Perjovschi, die seit vielen Jahren in Bukarest eine privat finanzierte Plattform für Diskussionen und Vorträge leitet und ein Archiv anlegt (Contemporary Art Archive, CAA), hat in dieser Sammlung 1500 Objekte von Globen zusammengetragen. Die „Darstellung“ der Weltkugel versteht sich als eine Art kultureller Transfer in verschiedene Bilder und Gegenstände, wodurch kulturelle Differenzen und Umgangsweisen, wie sie Werte- und Kulturgemeinschaften aufweisen, sichtbar werden.

Maria Thereza Alves geht in ihrer 2000 entstandenen Arbeit „Wake“ von der Überlegung aus, dass der kultivierte Boden immigriertes Pflanzengut enthält, das als Samen „schlafend“ überlebt. Alves züchtet Samenmaterial in Treibhäusern und erforscht die Herkunft der Pflanzen. In dem groß anlegten Werk „Wake“ untersuchte sie die Großbaustelle von Berlin-Mitte nach Straßen geordnet und rekonstruierte historische Entwicklungen und Migrationsprozesse. Was entsteht, ist, wie im Falle der hier gezeigten „Voßstraße“, eine komplexe Darlegung einer anderen Geschichte, die gleichwohl anhand der Pflanzen belegt und interpretiert werden kann.