Anna Jermolaewa "Zwei linke Füße" Kunstraum Weikendorf, 2018 Foto: © Wolfgang Woessner
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Zwei linke Füße



Die Künstlerin Anna Jermolaewa entwickelte das Projekt Zwei linke Füße, welches von einer aus mehreren BewohnerInnen von Weikendorf zusammengesetzten Jury unterstützt wurde. Die Künstlerin setzte sich nach ausgesprochener Einladung und Zusage mit Geschichte und Geografie des Ortes Weikendorf auseinander und erfuhr über eine Orientierungs-App von der Existenz des slowakischen Ortes Láb, rund zehn Kilometer von der österreichisch-slowakischen Grenze entfernt. Sie registrierte die verkehrstechnischen Widrigkeiten bezüglich der Erreichbarkeit dieses Ortes und auch von der damit zusammenhängenden relativen Unkenntnis des Lebens auf der anderen Seite des Grenzflusses March. Die Künstlerin fuhr nicht nur über diesen mit der die beiden Flussseiten verbindenden kleinen Fähre, sondern erforschte und entdeckte nach und nach Leben und BewohnerInnen sowie deren Geschichte(n). Sie porträtierte in Folge den Ort Láb und dessen BewohnerInnen in Gesprächen in dem, von der Künstlerin oft eingesetztem Medium Video. Sie gliederte diese kleinen, doch aufschlussreichen Porträts des Alltags und des Zusammenlebens in sechs Kapitel: „Der Ort“, „Der Fitnessklub“, „Das Gasthaus“, „Der Bauernhof“ , „Die Schule“ sowie „Pizza und die Sterne“, da sie ausfindig machte, dass der Pizza-Koch und seine Frau nachts astronomischen Himmelsbeobachtungen nachgehen. Ich habe mich in der Betrachtung dieser Videos mehrmals bei dem Wunsch ertappt, die Künstlerin zu fragen, wo sie denn diese tollen Aufnahmen gemacht habe, um mir diese Frage doch noch rechtzeitig selbst zu beantworten und mich zu erinnern, dass der Ort, von dem die Aufnahmen stammen, in unmittelbarer Nähe zum Ausstellungsort, dem Ort der Präsentation dieser Arbeiten liegt. Vielleicht versteckt sich hinter diesen dokumentarischen Miniaturen von Láb und dem Leben seiner BewohnerInnen auch ein Appell an uns, die wir uns, wenn nicht allmächtig, so doch mitunter gerne aufgrund technologischer Mittel immer einen Tastendruck vom Zugang zur Allwissenheit wähnen und daraus in Argumentationen Überlegenheit ableiten. Dieses Wissen muss sich aber als fragil erweisen, wenn wir uns heute inmitten von Europa, über das Leben unserer unmittelbaren NachbarInnen noch derart erstaunt zeigen.
(Christian Egger)