danica dakić, … was haben wir dann heute?
danica dakić, … was haben wir dann heute?
 

danica dakić


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… was haben wir dann heute?



Die 70er-Jahre waren ein Jahrzehnt des Umbruchs. Die aktuelle Ausstellung "Die 70er. Damals war Zukunft" in der Schallaburg widmet sich dieser bewegten Zeit und ihrer Aktualität. "... was haben wir dann heute?“ schließt als Beitrag zur Ausstellung in sehr direkter Weise an den Titel an. Wenn damals Zukunft war, mit welchen Zeitvektoren ist dann die Gegenwart ausgestattet? Die vier Künstler_innen Danica Dakić, Petja Dimitrova, Oliver Ressler und Anna Witt erkunden, wo und mit welcher visuellen Sprache ausgestattet Utopien noch Platz in der öffentlichen Meinung finden" - in einer Zeit, die nicht selten als eine der permanenten Krisen beschrieben wird. Aus vier verschiedenen Regionen Europas kommend, hat sich für die Künstler_innen die Zukunft der 1970er-Jahre in jeweils anderen politischen wie gesellschaftlichen Versprechungen fest- und fortgeschrieben. Wie äußert sich heute die (damalige) Zukunft, für wen und welche Größenordnungen wird sie gemacht? Die Beiträge, die rund um die Schallaburg auftauchen oder platziert sind, erzählen von Normal- und Ausnahmezuständen, Geschichte(n) und (Unter-)Repräsentation.
(Maren Richter)

Danica Dakić "Ferleza"
Die bosnische Künstlerin Danica Dakić, die in Weimar eine Professur für "Kunst im öffentlichen Raum und neue Strategien" innehat, untersucht in ihrer Arbeit Rollenbilder verschiedener Gruppen. Zentral ist die Suche nach Raum für selbst gestaltete Identität. "Ferleza" (dt. "Vorleser") basiert auf einer Recherche in Brezo, einer Kohlemine nahe Sarajewo: Einerseits stellt Dakić dort einen Bezug zu einem Film aus den 70er-Jahren über das brüchig werdende Arbeiterheldentum in Jugoslawien her. Andererseits verbindet sich darin die Gegenwart mit der damaligen Zukunft. Die Mine, die während der K. K. Monarchie erbaut wurde, ist veraltet, die Technologien sind überholt. Bosnien muss sich am globalen Wettbewerb messen. Das Heldenhafte der Arbeiterschaft liegt vorwiegend darin, dass sie täglich unter diesen Bedingungen arbeitet. Gemeinsam mit den Arbeitern inszenierte Dakić ein vermeintlich rückwärts gewandtes fotografisches Monument der Arbeiterschaft der Gegenwart. Der Titel bezieht sich auf das tägliche Ritual des Vorlesens der Sicherheitsbestimmungen vor Schichtbeginn im Ferleza-Raum.