madeleine bernstorff, bertha von suttner revisited
madeleine bernstorff, bertha von suttner revisited
 

madeleine bernstorff


<

bertha von suttner revisited



Zur Eröffnung der Ausstellung "Bertha von Suttner Revisited" zeigte die Filmkuratorin Madeleine Bernstorff ein Programm von (Anti-)Suffragettenfilmen. Anfang des 20. Jahrhunderts eroberte die Bewegung für das Frauenwahlrecht, die Suffragettenbewegung, auch das Kino. Auf den Straßen der großen Städte Europas und Amerikas war eine Kraft spürbar geworden, die Ängste provozierte und nicht mehr zähmbar schien: Da organisierten sich doch tatsächlich Frauen, noch dazu oft die wohlbehüteten des Bürgertums, und reklamierten ihr Recht auf Mitwirkung am Aufbau einer demokratischen Gesellschaft. 1913 saßen schon mehr als 1000 Suffragetten wegen ihrer politischen Aktionen im Gefängnis. Die Filme aus den Jahren zwischen 1906 und 1913 wurden am Eröffnungsabend als 35-mm-Projektionen im Park vorgeführt, begleitet, wie in der Stummfilmzeit üblich, von einem Pianisten (Gerhard Gruber). Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch junge Filmindustrie entdeckte die Suffragettenbewegung als dankbares Material für die Unterhaltungsindustrie. Bertha von Suttner, war keine Klassenkämpferin und Suffragettin, betonte aber immer wieder in ihren Romanen, die sie anfänglich an ihre Klasse adressierte, die Forderung nach Eigenständigkeit von Mädchen und Frauen. In ihren späteren Lebensjahren hatte sie Kontakte mit der Suffragettenbewegung, vor allem in der Zeit ihrer sechsmonatigen Amerikatournee (von Los Angeles bis Boston). Bertha von Suttner engagierte sich hauptsächlich mit der diplomatischen Durchsetzung, Finanzierung und Veröffentlichung der Friedensbewegung, organisierte und besuchte Weltfriedenskonferenzen und Kongresse und hatte als aktive Frau Spott und Kritik ebenso zu verkraften. Dies wurde in den von Laurie Cohen ausgewählten und kommentierten Karikaturen aus der damaligen Presse deutlich, die in der Ausstellung zu sehen waren. Wie in den zwischen 1906 und 1913 entstandenen Suffragettenfilmen zeigte sich der Umgang mit dem Typ der politisch aktiven Frau, den auch Suttner beispielhaft verkörperte.