rudolf weidenauer, gemeinsame sache
rudolf weidenauer, gemeinsame sache
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rudolf weidenauer


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gemeinsame sache



Reinsberg ist eine Gemeinde mit verschiedenen Geschwindigkeiten. Beim schnellen Durchfahren umfängt einen die Geborgenheit einer Nachkriegssommerfrische: Malerisch eingebettet in eine hügelige Landschaft, mit vielen grünen Wiesen und Mischwald, Schafen und Rindern und Einzelhöfen in sonnigen Lagen. Bei ausführlicheren Streifzügen lässt sich aber auch ein anderes Reinsberg wahrnehmen, das durch intelligente Dorferneuerungsprojekte, durch Selbstvermarktung biologischer Produkte und ungewöhnlicher Kulturprojekte seine geschlossene Lage zu überwinden versucht. Fast alljährlich gibt es Künstlersymposien, Skulptureninstallationen, Ausstellungen und Internationale Musik- und Literaturfestivals. Über all dem steht gleichsam als schützender Schirm, die mittelalterliche Burgruine, die von den Rheinsbergern in jahrelanger Arbeit eigenhändig instandgesetzt und als gemeinsames Kulturforum reaktiviert wurde. Als Abschluß dieses Prozesses wurde die unkonventionelle Burgarena eröffnet, über der ein kreisförmiges Zeltdach schwebt, das von einem ausgedienten Autokran getragen wird. Nicht überall stieß die extrovertierte Architektur von Johannes Zieser im Ort auf Verständnis und nicht von allen wird die dynamische Aktivität der Kulturveranstalter mit gleicher Emphase mitgetragen, doch die überregionale Aufmerksamkeit ließ auch manche Skeptiker auf das neue Wahrzeichen stolz sein.
In diesem Ort der Ungleichzeitigkeiten zwischen wirtschaftlichen und kulturellen Offensiven und traditioneller Behäbigkeit plazierten Hubert Lobnig und Iris Andraschek ihr Projekt "Gemeinsame Sache". Gemeinsam mit den KünstlerInnen haben sie sich einige Wochenenden lang im Dorf niedergelassen und sich mit den Menschen, mit dem öffentlichen Leben und den lokalen Institutionen befasst. Sie recherchierten die sozialen Alltage ebenso wie die Topographie der touristischen Selbstdarstellung: Reinsberg an der Eisenstraße, Reinsberg im Mostviertel, das Reinsberg der Biolandwirte, Reinsberg als Kulturdorf.

Entlang des kulturellen Importes, der sich unabhängig von Erwartungen und Bedürfnissen eines lokalen Publikums standardisierte, läßt sich die Performance von Rudolf Weidenauer beschreiben, der einen Abend für die örtliche Dorfbühne arrangierte und dafür einen ortsfremden Zauberkünstler engagierte. Auf einer grell ausgeleuchteten Bühne, die auch Uneingeweihte kaum über die Tricks und Täuschungen im unklaren ließ, absolvierte der semiprofessionelle Zauberer ungerührt sein Programm, in das er das Publikum immer wieder einbezog. Das Motiv der Begegnung zwischen Einheimischen und Fremden kehrte hier als theatraler Akt wieder - oder gar als polemische Replik auf den Status des Künstlers, von dem oft das erwartet wird, was Weidenauer an einen Kollegen aus einem anderen Fach delegiert hatte: Das Publikum zu irritieren, zu unterhalten, zu ergötzen. Auf alle Fälle resümierte Weidenauer mit der Idee des Wandertheaters, was das Projekt trotz aller Kooperationsabsichten, die der Titel suggeriert, auch gewesen ist: Ein Gastspiel".